Freitag, 14. August 2015

Ist Angst out?

(Aus aktuellem Anlass aus der Reihe: Best of JanaBlog)





Ist unser Selbsterhaltungstrieb denn kaputt?

Das könnte ins Auge gehen, im Großen und im Kleinen.

Im Großen, weil wir unsere Lebensgrundlage auf der Erde nicht rechtzeitig retten, 

im Kleinen, 

weil wir uns locker von einem Auto überfahren, oder gar von einem Löwen fressen lassen.

Glauben wir nicht mehr an die physische Realität?

Denn nicht nur in unserer eigenen Zivilisation stürzen wir uns neuerdings angstbefreit spontan in Todesgefahr (http://janablog1.blogspot.de/2014/02/angstbefreit-unter-die-rader.html), die Straßen überquerend trotz Verkehr. Sondern 
nicht einmal unser Ur-Instinkt funktioniert mehr, nämlich die Angst vor wilden Tieren!

Sehr aktuell, ja, im Sommer 2015, sind immer wieder Fälle in den Medien zu finden, in denen Safari-Touristen entgegen den ausdrücklichen überall gut ausgeschilderten Regeln in den jeweiligen Parks die Fenster ihrer Autos öffnen und anschließend von Löwen getötet werden*. Das ist überhaupt nicht neu, nur dass wir die alten Berichte anscheinend nicht glauben.

Und seit Jahren bestätigen Safari-Guides in Afrika: 
Selbst in den Gebieten, wo die Tiere an offene Fahrzeuge gewöhnt sind, verhalten sich Safari-Gäste neuerdings dumm
Dort, wo sie (nur mit Guides) Zentimeter-nah an gefährliche wilde Tiere herankommen dürfen und in Camps wohnen, in denen es keine Zäune gibt und wo Löwen, Leoparden, Elefanten auf und ab spazieren (und jagen), wo man sagen würde: da muss man erst recht vorsichtig sein. Nein, selbst da zeigen wir zunehmend weder Demut, noch eine angemessene Angst oder gar genug Selbsterhaltungstrieb, um sich an die wenigen und sehr klaren Regeln zu halten.

Der Trick in diesen Gebieten ist, dass die Tiere nicht die Menschen wahrnehmen, sondern nur den Geruch und den Umriss des Fahrzeugs. Sie haben gelernt dass es ein einzigartiges "Tier" ist, das überhaupt nichts für sie bedeutet, weder etwas Gutes noch etwas Schlechtes. 



















Die Regeln? Sehr einfach:

Verboten ist 

lautes Reden, 
Schreien, 
Aussteigen oder

-Aufstehen. Denn in dem Augenblick wo sich die Silhouette des einzelnen Menschen zeigt, könnten die Raubtiere begreifen, dass es da einen Snack zu erjagen gibt./

Touristen hindern diese einfachen Anweisungen nicht daran, trotzdem aufzustehen inmitten von Löwen, um sie besser fotografieren zu können oder gar (weil man mitten in einem extrem großen Rudel sitzt): "um sie besser zählen zu können!". Glück haben sie (und die restlichen Autoinsassen) nur dann, wenn sie schnell genug von ihren Co-Gästen oder Guides an ihrem Unterfangen gehindert werden können.


-Bei Dunkelheit darf man in so einem Zaun-losen Camp nicht einmal die Nasenspitze aus seinem Zelt stecken ohne Begleitung eines Guides./

Ein Rentner-Ehepaar, sitzt trotzdem nachts statt brav in seinem Zelt auf einem leicht erhöhten Holz-Laufsteg, die Füße nach unten baumelnd, um die darunter befindlichen Löwen zu fotografieren.
(Während sie eine Managerin und ein Guide unter Todesgefahr(!) netterweise ganz langsam an den Armen hochziehen um sie zu retten, fällt ihr Fotoapparat nach unten, und sie wagen auch noch sich darüber zu beschweren!)
(Bericht der beteiligten Camp-Managerin)


-Ein afrikanischer Elefant (der sehr viel gefährlicher ist als sein asiatischer Verwandter) kann mit einem einzigen Rüssel-Schlag nicht nur einen Löwen töten, sondern auch ein Auto zerstören und die darin befindlichen Touristen gleich anschließend nebenbei./

Egal, als ein Elefantenbulle in der Mittagspause in einem Camp in Sambia direkt vor dem Wohnzimmer-Zelt herum geht, und nachdem die Touristen angewiesen wurden, deshalb in ihren Zelten zu bleiben (mit einem ausreichend wunderbaren Ausblick auf den Elefanten), geht der Tourist natürlich trotzdem fröhlich rüber ins Wohnzimmer-Zelt, um den Elefantenbullen besser fotografieren zu können. Wieder muss ein Guide - selbst unter Gefahr - ihn retten.


Was ist mit uns los?

Denken wir ernsthaft, wir Menschen hätten einfach alles im Griff auf der Erde?

Glauben wir, selbst die Wildnis sei ein Zoo? (Und vergessen dabei bequemerweise, dass auch in Zoos Menschen von Raubtieren getötet werden?)

Denken wir wieder einmal, wir persönlich seien eine Ausnahme, für uns gelten die normalen Regeln nicht, uns jedenfalls kann nichts passieren?

Vergessen wir gerade, dass es eine höchst reale Welt gibt, und dass nicht nur Tiere, sondern auch Autos uns extrem weh tun können?




Sehen wir die Welt außerhalb der Computer als virtuell an
Das Leben als ein einziges großes YouTube-Video?




Der Gipfel ist: wir gefährden sogar unsere eigenen Kinder!

Ob man nun seine Kinder unbedingt in ein Gebiet mit offenen Fahrzeugen und Camps ohne Zäune mitnehmen muss (und nicht in ein Gebiet mit gesicherten Camps und geschlossenen Fahrzeugen), ist schon eine Frage. Denn für Kinder ist es verständlicherweise nicht einfach, stundenlang still sitzen zu bleiben und all die Regeln zu befolgen. 

Es wird nun teilweise erlaubt – aber das funktioniert nur, wenn die Touristen-Eltern auf ihre Kinder achten. Da gibt es Erstaunliches:

Laut einem Guide in Sambia begann ein Kind aus dem Wagen zu klettern, während das Auto direkt vor fressenden Löwen stand, und die Eltern ließen es einfach gewähren

Oder andere Eltern lassen ihre kleinen Kinder durchs Camp rennen, selbst wenn gefährliche Tiere direkt daneben stehen und obwohl

die oberste Regel im Busch lautet:

niemals, wirklich niemals rennen! (Denn in dem Augenblick ist man für die Tierwelt einfach nur noch Beute)


Und der Gipfel, von Guides des betreffenden Camps berichtet:

Eins der Camps hat ausnahmsweise hohe Holz-Gehwege (zu sehen auf letztem Foto), damit Elefanten darunter durchgehen können. Dort war ein großer Elefantenbulle dabei, unter einer dieser Brücken durch zu laufen während ein Gast mit seinem vierjährigen Kind oben stand*. Damit es ein tolles Foto gibt, senkt der Vater nun das Kind langsam hinunter mit der Absicht es auf den Elefanten-Rücken zu setzen!!!!
(Muss ich erwähnen, dass nur ein kleiner Rüssel-Hieb beide töten und die Holzbrücke zum einstürzen bringen würde?).
Und? Richtig: Ein Guide musste vorsichtig heran kommen und das Kind retten.


… Nun sind Löwen oder Elefanten nicht unser alltägliches Problem (mehr), nur eben der klassische Fall für Todesgefahr, die uns eigentlich von klein auf beigebracht wurde.

Ganz anders liegt da schon der höchst relevante Fall mit den Autos…(http://janablog1.blogspot.de/2014/02/angstbefreit-unter-die-rader.html)

…Wo beobachtet ihr solche Entwicklungen?


  

  

Dies ist die leicht überarbeitete Fassung des bereits am 2.9.2011 erschienenen Posts von JanaBlog,


Was noch so alles passieren kann: http://www.oddee.com/item_99089.aspx

Weiterführende Links:

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