Montag, 1. September 2014

HONEY??




Achtung, wir überschätzen uns!

Auf die Nase fallen kann jeder von uns, der auch nur einmal unhöflich und herablassend ist und sich dabei sicher wähnt inmitten der Anonymität der Großstädte. Denn wir verschätzen uns, überschätzen wie gut wir uns verstecken können. In Wirklichkeit ist unsere Welt nicht so anonym, viel häufiger als gedacht gilt die Regel: 

Man sieht sich immer zweimal.

JanaBlog-Erlebnis vor ein paar Tagen:

Sie fährt per U-Bahn spätnachmittags (typischer Büroschluss-Verkehr) in ein (ziemlich schickes) Wohnviertel in einer deutschen Großstadt. Die U-Bahn hält in der Station an. JanaBlog muss zur Tür hin dort durch, wo sich mit dem Rücken zu ihr ein Mann, eine Frau, ein liegender Hund und eine stehende Tasche befinden. Die U-Bahn hält immer noch. Diese Menschen machen keinerlei Anstalten den Hund zum Aufstehen zu bewegen oder die Tasche aufzuheben oder sich überhaupt irgendwie zu bewegen.
Also macht JanaBlog folgendes: sie sagt mit zarten Stimmchen (tatsächlich, kann sie auch!): „Entschuldigung, lassen Sie mich kurz durch?“.
Ohne sich umzudrehen knurrt, nein pöbelt der Mann, der übrigens bis dahin auffällig entspannt mit seiner Partnerin turtelte:

“Wir steigen auch aus, HONEY, don't worry!“

Im aggressiven, herablassendsten Ton.

Daraufhin stiegen wir alle samt Hund aus, wie gesagt in einem beliebten Wohngebiet mit Wohnungen in hellhörigen Altbauten, in dem sich sehr viele Menschen gegenseitig kennen, und viele Lehrer, Professoren, Manager aller Art, Familien, Anwälte leben.

Wäre es irgendwo am anonymen Hauptbahnhof gewesen, okay. 
Aber wieso gehen bei ihm in diesem Viertel keinerlei innere Alarmanlagen an, dass wir uns bald wieder begegnen könnten und ich es seinen Freunden erzählen könnte?

Ein bisschen ist es so, wie das neue Phänomen dass Menschen völlig ohne natürliche Angst als Fußgänger die Straßen überqueren, hinein in den fließenden Verkehr (http://janablog1.blogspot.de/2014/02/angstbefreit-unter-die-rader.html).
Oder dass Menschen keinerlei Angst vor wilden Tieren mehr haben (http://janablog1.blogspot.de/2011/09/ist-angst-out.html)


Jetzt erste

JanaBlog-Gedanken:

- Dieser Typ muss sein herablassende Knurren schon ganz schön geübt haben: Sonst kann man nicht so schnell von völliger Entspannung mit Partnerin auf Ätzend zu Fremden umschalten.

- JanaBlog kann sich richtig geschmeichelt fühlen, in die Honey-Kategorie zu fallen, obwohl sie wirklich nicht mehr 18 ist, oder? Zumindest wurde sie von dem unhöflichen Typen, der immer mit dem Rücken zu ihr stand, quasi von hinten so „gefühlt“. (Es sei denn er hat sie beim Betreten des U-Bahn-Wagens kurz angeschaut und registriert (obwohl er turtelnd  mit seiner Partnerin unterwegs war)).
Möglich ist aber auch: er hat es einfach RISKIERT, auch riskiert das er JanaBlog doch flüchtig kennt von irgendwo.

((Na gut, JanaBlog trug auch gerade die Lederjacke, zu der sie so viele Komplimente von Wildfremden bekommt und ihre Lieblings-silbernen-Schuhe und kam gerade vom Friseur…))

- (Jetzt werdet ihr vielleicht einwenden: Vielleicht war der gar nicht aus dem Viertel und fühlte sich doch zu Recht anonym! Da kann ich nur sagen: Auf den Straßen dieses schicken Viertels machen sich die zumeist Akademiker-Einwohner gegenseitig mit stärksten/unhöflichsten Worten an, wenn es ums Autofahren/Parken geht. Die jedenfalls leben dort garantiert.
Und dieser Trend fällt umso mehr auf, als diese Stadt ansonsten als besonders freundlich gilt. Und weil diejenigen die so schick wohnen dürfen wie diese Pöbler besonders nett und dankbar sein müssten.)

- Die ganze Aktion war gar nicht so schlecht, denn bereits beim Verlassen der U-Bahn-Station begann JanaBlog diesen Post zu entwerfen.

Jetzt nicht jeder kann sich abreagieren, indem er einen Blogpost darüber schreibt, was also tun?

Wäret ihr so schlagfertig gewesen, dass ihr euch sofort zu diesem Typen hättet umdrehen können
und sagen können:

“HONEY??? Danke für das Kompliment, aber sagen Sie mal, eins würde mich doch interessieren: woher wissen Sie, dass wir uns nicht bald wieder in diesen Wohnviertel sehen?
Bei einem Elternabend?
Als neue Nachbarn, wenn ich in die Wohnung über Ihnen einziehe und Sie mit lauter Musik terrorisieren kann?
Als Ihre Ärztin, die Sie demnächst im Krankenhaus operiert?
Als eine Kundin, die über große Budgets verfügt und mit einem Auftrag über die Existenz Ihrer Firma entscheiden könnte?
Auf einer Party, auf der ich Sie wieder erkenne und diese Anekdote den anderen Gästen erzähle?“

JanaBlog war nicht schnell genug, und noch schlimmer: Sie hat sich das Gesicht nicht gemerkt. Zugegeben, es war ein Allerweltsgesicht (wie so viele in diesem Wohnviertel aussehen*).

Klar ist, wer so schlagfertig gewesen wäre:

Amy Alkon in ihrem aktuellen Buch:

"Good Manners for Nice People who sometimes say F*ck"

Sehr empfehlenswert, sofort anwendbar, eine JanaBlog-Verwandte im Geiste!

Allerdings, diese Situation hat Amy Alkon in diesem Buch nicht vorher gesehen (oder JanaBlog hat es überlesen). Da kommt dann eben nur das

JanaBlog-Fazit:

In großen Städten leben wir sehr anonym. Aber auch da sollten wir nicht übertreiben. Innerhalb von Firmen sowieso, aber auch innerhalb ganzer Branchen, innerhalb von bestimmten Wohnvierteln, von bestimmten Arten von Schulen, verengt sich der Kreis plötzlich. 

Die Welt ist häufig doch ein Dorf, in dem man nicht Menschen unhöflich anmachen sollte, von denen man möglicherweise eines Tages abhängen wird.


Habt ihr ähnliches erlebt? Wie reagiert ihr dann?

Und welche Erlebnisse hattet ihr mit der Regel: „Man sieht sich immer zweimal“?








*auch vom Stil her, auch seine Partnerin, auch der Hund (Golden Retriever. Der Hund war aber natürlich unschuldig süß!)

Ähnliches von JanaBlog:
  

Heißt „Erregungskurven“, und ist ganz normal im Buchhandel erhältlich, auch als E-Book, und international (JanaBlog-Leser in den USA aufgepasst)!

Näheres hier:

Oder gleich bei Bücher de. Oder bei Amazon, wo man ins Buch hineinsch bis Spielen auen kann::


Für JanaBlog-Leser in den USA auch hier erhältlich:


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