Freitag, 24. Januar 2014

Deutsche unglücklich?







Immer wieder hört man das Jammern:

"Seht, all der Wohlstand, der Erfolg und der heutige Stress der (deutschen) Menschen hat sie nicht glücklich gemacht!
Seht sie euch an wie unglücklich sie aussehen!
Wie sie gucken! Im Supermarkt, in der UBahn!
Kein Lächeln, nirgends! Sie schauen alle miesepetrig drein, ziehen ein Gesicht,

während die Menschen in Afrika/Brasilien in ihren Wellblechhütten glücklich und fröhlich lachen! DIE verstehen was vom Leben und vom wahren Glück!!!"

Jetzt JanaBlog-These dazu:

Dass die Deutschen nicht jederzeit mit einem breiten fröhlichen Lächeln durch die Gegend hüpfen, bedeutet überhaupt nicht dass sie nicht glücklich SIND, sondern dass sie es nur nicht dauernd ZEIGEN.

Denn vielleicht ist es einfach ihre Mentalität.
Und der Kern einer kulturellen nationalen Mentalität sind die Werte, die eine Gemeinschaft über lange Zeit entwickelt hat.
Wir haben bereits in einem anderen JanaBlog-Post gesehen, dass die Deutschen (zu recht) nicht als sehr höflich gelten, und dass sie dafür zugleich ihre schlüssigen, in langjähriger Tradition gewachsenen Gründe haben (http://janablog1.blogspot.de/2012/04/deutsche-dichter-unhoflich.html).

Könnte es also nicht sein, dass die Deutschen es in neutralen öffentlichen Situationen einfach nur nicht so wichtig finden, aller Welt ZEIGEN zu müssen, dass sie glücklich sind? Weil ein anderer Gesichtsausdruck mehr ihren Werten entspricht als ein breites Lächeln?

Vielleicht ist es so, dass die Deutschen mit ihrem Gesichtsausdruck dem entsprechen wollen, was wichtige Eigenschaften in Deutschland spiegelt.

Nämlich zum Beispiel:

Seriös
Vernünftig
Überlegt
Verlässlich
Beherrscht
Nüchtern
Bescheiden
Praktisch
... zu sein.

Wer (unbewusst) ausdrücken möchte, dass er diese Werte seiner Gemeinschaft mitträgt, der wird dazu das passende Gesicht aufsetzen.
Und mit einem ernsten Gesicht auch viel mehr Achtung von anderen (nämlich ihn in der Regel umgebenden Deutschen) erfahren, als mit einem Gesicht das durch ein Lächeln „ohne konkreten Anlass“ Leichtigkeit, Unbekümmertheit und Emotionalität signalisiert.

Hinzu kommt, dass Ehrlichkeit den Deutschen fast am wichtigsten ist und deshalb zu viel "unmotiviertes" Lächeln vielen Deutschen ohnehin suspekt vorkommt. So ein wenig nach dem Motto "Man KANN einfach nicht dauernd so glücklich sein, das glaubt doch kein Mensch. Der tut bestimmt nur so, der will mich täuschen, oder was?"

Also bitte nicht das Glück ERLEBEN und Glück ZEIGEN verwechseln.
Deutsche haben vermutlich nicht nur eine völlignormale Fähigkeit glücklich zu sein, sehr viele sind es auch.

Und wenn ihr das nächste Mal in einer deutschen UBahn besonders ernste Menschen seht, denkt vielleicht daran, dass es verschiedene Gründe haben kann. Sie können krank sein, oder ernsthafte Sorgen haben. Sie können vor kurzem jemanden verloren haben, oder ihren Job. Oder sie sind unglücklich in ihrem Job oder Ehe oder mit ihrer Schwiegermutter.

Oder aber sie lieben ihren Job und sind glücklich darin, und haben sich tagsüber vor lauter Begeisterung so verausgabt, dass sie abends auf dem Heimweg ganz erschöpft sind und auch so aussehen.
(Schlimm?
Dann fragt mal einen Schauspieler oder Musiker, wie geschlaucht er sich nach einem Auftritt fühlt. Ist er glücklich? Ja!)

Und die deutsch-ernsten UBahn-Menschen selbst, was würden die wohl sagen, wenn man sie fragen würde?

Vielleicht dass sie völlig glücklich sind in ihrem Leben und einfach nur in der Öffentlichkeit ihr neutrales Gesicht aufgesetzt haben.

Und später ganz für sich, oder in ihrem privaten Kreis ihr Glück genau so genießen und zeigen, wie sie es für richtig halten....
… mit genau so viel Lächeln, wie es ihrem Naturell entspricht.






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