Donnerstag, 20. Juni 2013

Kirmes, Schädel und großartig Ekliges.

(Oder: Art Basel 2013)





Envy/Purity
Detail, here: "Purity"
2008-2012
Barry X Ball
Sperone Westwater Galery
Ist die Art Basel wichtig genug?
Und wieso gab es da Kirmes und Ekliges?

Die Art Basel ist nicht mehr das Größte des Kunstbetriebs, aber ein sehr mächtiger Spiegel des Welt-Kunstzustands, nicht mehr und nicht weniger.
So viele Messen gibt es mittlerweile von New York über London, Paris bis Brüssel und Miami allein im Westen. Die Musik spielt zudem immer mehr in Hongkong beispielsweise, und für die klassische Moderne anscheinend auch eher bei Auktionen als Galerien.
Also bedenken wir immer wieder die Proportionen und - überlassen uns dann dem Spaß der Entdeckungen und des guten alten Lästerns über die Art Basel, die natürlich auch ein eigenes Mini-Universum ist, das immer wieder Häufungen und "neue Künstler" aufs Kunst-Parkett bringt.

Kirmes
gab es bei der Art Unlimited, also der Halle für die großen sperrigen Kunstwerke - viel besser übrigens als die letzten Jahre, mit sehr starken Werken von Teresa  Margolles, Anthony Gormley und David Altmejd.
Lange Schlangen wie bei Kirmes-Attraktionen gab es - nicht etwa vor Video-Räumen, sondern vor unzähligen kleinen - na ja sagen wir mal Häuschen. Wie bei den sieben Zwergen, oder in Bunt, oder als flussgängige Version oder, oder. Einfach nur attraktiv machen durch Verknappung des Raums (KLEINE Häuschen), und schon stellen sich die Menschen an und denken, sie würden etwas Besonderes geboten bekommen.

Habt ihr den "Häuschen-Trend" auch schon woanders beobachtet?

Anderer Trend: Schädel.
Der war so ausgeprägt, dass JanaBlog darüber einen Extra-Post wird anbieten müssen!

Viel gesehene Künstler?
Anish Kapoor überall, natürlich auch in Zusammenhang mit seiner gerade laufenden Ausstellung in Berlin.
Andere sagen, Matt Mulliccan sei überall zu sehen gewesen.
Schließlich ein Neuzugang: Florian Pumhösl - überall präsent, zumindest nimmt JanaBlog an dass er neu dabei war, denn: diesen Namen hätte sie sich gemerkt!

JanaBlog beeindruckten aber mit am meisten die schockierendsten Kunstwerke, von denen sie nur ein paar hier zeigt.
Neben offensichtlich atemberaubend Tiefem (real) wie David Altmejd:



Dies sind "aufgeschnittene Fantasie-Köpfe" dreidimensional mit tiefen
Löchern im "Boden“,  falls es schwer erkennbar ist. So eine Tiefe und doch
 nur "Fleisch", und ein geheimnisvolles schwarzes Loch zugleich!
Untitled 6 (Rabbit Holes)
2013
David Altmejd
Andrea Rosen Galery



Untitled 6 (Rabbit Holes)
Detail
2013
David Altmejd
Andrea Rosen Galery

...und dem erst auf den zweiten Blick Unheimlichem, wie dieses "Holz", das erst bei näherem Besehen als Knochen aufbereitet scheint, und das nicht nur von Zombie-Wäldern träumen lässt, sondern auch von heutigen Kriegen (und der Performance von Marina Abramović "Balkan Baroque"), von Berlinde de Bruyckere:


"Kreupelhout-Crippelwood"
2013
Berlinde de Bruyckere
Galleria Continua




"Kreupelhout-Crippelwood"
Detail
2013
Berlinde de Bruyckere
Galleria Continua

...neben all dem kann gelegentlich auch mal einfach ein Hirsch schockieren. Auf den ersten Blick sieht er aus, als ob er schlimme Geschwüre hätte, und der zweite Schock natürlich: gemacht aus diesem hässlichen spießigen Glas! Man weiß nicht was schlimmer ist. Und während JanaBlog eigentlich dachte, sie würde ein Hinsehen nicht ertragen, dritter Effekt: Man beobachtet, wie man sich daran gewöhnt!:


PixCell-Deer (Mica)
2013
Kohei Nawa
SCAI The Bathhouse Galery 



PixCell-Deer (Mica)
Detail
2013
Kohei Nawa
SCAI The Bathhouse Galery 


Nicht eklig, sondern sehr stark ist diese Darstellung von Neid und Reinheit von Barry X Ball:


Envy/Purity
2008-2012
Barry X Ball
Sperone Westwater Galery



Envy/Purity
Detail, here: "Envy"
2008-2012
Barry X Ball
Sperone Westwater Galery

Der Neid sieht wenigstens von vornherein übel aus, aber die Reinheit - - gibt es wohl einfach nicht. Das Unreine, Organische, ja geradezu Biologische frisst sich unwillkürlich seinen Weg (vergleiche Foto oben), da kann man noch so ein reines weißes Tuch anlegen...


Wo das Lästern bleibt?
White Cube hatte kein spektakuläres Schocker-Center-Piece, so wie sonst immer (http://janablog1.blogspot.de/2012/06/keine-kunden-dafur-meister-art-basel.html) sondern sehr langweilig die alten Bekannten inklusive den nun sicher allen sattsam bekannten Pillen und Schmetterlingen von Damien Hirst.


Wenigstens einer ist lustig und selbstironisch:
man beachte die typische Brille!
Naked Self-Portrai with Pom
2013
Takashi Murakami

Dagegen Gagosian Galery, eine der wichtigsten Welt-Galerien, die schon vor Monaten für Schlagzeilen sorgte, als sie berühmte Künstler verließen.
Ihr Stand in Basel? Sie war praktisch die einzige Galerie, die sich zu fein war, Namensschilder neben ihren berühmten Werken zu hängen. Und auf den ersten Blick war sie völlig verwaist, ohne Personal: ein einsamer Wachmann bewachte eine Kanone (ja, richtig gelesen, aber ganz anderes Thema...) von Jeff Koons.

Aber nein, da saß ein Grüppchen, könnte durchaus die Belegschaft gewesen sein (und: war das auch ihr Chef dort? JanaBlog ist sich nicht sicher, sachdienliche Hinweise von guten Beobachtern werden natürlich gerne entgegengenommen). Und zwar gegenüber der Gagosian-Galerie-Koje, auf einer Bank die eigentlich für die fußmüden Besucher installiert ist und prosten sich zu – bedient aus Champangerflaschen aus großen silbernen Eiskübeln.

Da hatte man den Eindruck, eine weitere Kunst-Installation – zum Kunstbetrieb – zu sehen, eine mit dem Titel: "Tanz am Rande des Vulkans", oder auch gern: "Hochmut kommt vor dem Fall".














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