Montag, 18. März 2013

Italienisches aus Japan




Richtiges Verhalten in fremden Kulturen finden wir kompliziert.

Sind unsere westlichen Benimmregeln einfacher?


Plastik-Essen zum Aussuchen vor japanischen Restaurants ist völlig 
Und ja, ihr seht es richtig: Diese Platten stehen hochkant in einer 
Vitrine auf der Straße. Man beachte die schwebende Spaghetti-Zange!
 (Gesehen in Harajuku, Tokio)


Kultur: zum Beispiel Japan.
Benimmregeln: zum Beispiel Tischmanieren.

In Japan, würdet ihr sagen, isst man eben mit Stäbchen, weiß doch jeder.
Aber: Was isst man in welcher Reihenfolge gleichzeitig womit, was macht man mit den Tellern, wie isst man Suppe, was darf man in die Hand nehmen und was auf gar keinen Fall, was trinkt man dazu...

Da braucht man ja Jahre des Japan-Studiums, denkt man!

Jetzt Überraschung:

Japaner in einer italienischen Trattoria in Japan haben es ganz anders, aber genauso schwer.

Die Restaurantbetreiber:
Haben in der Regel hingebungsvoll italienische Küche studiert und können das meiste recht passabel bis hin zu exzellent kochen (eine der besten Pizzen jemals hat JanaBlog in Kyoto gegessen. Mehrmals.)
Aber die vielen Kleinigkeiten!
Wann genau kommt eigentlich das Brot auf den Tisch? Wann die Grissini?
Und sogar als Weinexperte des italienischen Bulgari-Restaurants hoch über den Dächern Tokios unsicher zu sein, ob Brunello ein Weiß- oder Rotwein ist, das ist für einen Westler schon bemerkenswert.

Viel schwieriger ist es für die japanischen Gäste:
Praktisch alle Besucher eines italienischen Restaurants in Japan in Tokio und Kyoto können mit Messer und Gabel umgehen.
Viele geben vor ihren Tischnachbarn mit ihren Fertigkeiten an, Spaghetti auf einer Gabel aufzuwickeln.
Aber dann greifen die selben japanischen Gäste beherzt zum Teller mit den Spaghetti und heben ihn direkt zum Mund an!

Oder der geradezu Mitgefühl erzeugende, beharrliche Versuch, Maissalat vom westlichen Teil eines Buffets mit Stäbchen aufzulesen, Körnchen für Körnchen.

Und andererseits versuchen, ein Croissant mit Messer und Gabel zu essen, und so für westliche Augen das Croissant geradezu zu massakrieren.

Das alles sieht für einen Westler vielleicht - bei allem Mitgefühl für die Japaner - geradezu lustig aus. Auf diese Ideen wäre er nie im Leben gekommen!
Und er begreift erst jetzt: Es gibt so viele kleine feine Regeln, die so unbewusst verankert und selbstverständlich sind, dass wir nur staunen können!

All das schärft unsere Sinne für die Nuancen und riesige Anzahl von Unterschieden auf der Welt.
Und JanaBlog denkt:
Wie unendlich viele kleine Dinge macht sie wohl ununterbrochen falsch, in einem fremden Land? Wie lustig ist es wohl für die Japaner?
Wie ein Elefant im Porzellan.

Manchmal kommen aber selbst einander fremde Tischmanieren aufs bezauberndste zusammen:

In der italienischen Trattoria des feinsten Hotels Kyotos führen zwei wohlhabende erwachsene Töchter stolz ihre betagten Mütter aus.
Alles läuft gut, und plötzlich greifen die alten Japanerinnen synchron zu ihren völlig gewöhnlichen westlichen Wassergläsern.
Mit beiden Händen.
Und führen sie mit der charakteristischen Handhaltung der japanischen Teezeremonie zum Mund!!!


Teezeremonie, im Hintergrund sieht man die Handhaltung der
Japanerinnen beim Trinken des rituell zubereiteten Tees.
Foto: Tian Hui/The Epoch Times


Seitdem hat das so einfache Wassertrinken im Restaurant für JanaBlog dank dieser Erinnerung immer ein kleines Bisschen von einem anmutigen Ritual...



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