Donnerstag, 7. Juni 2012

Täglich Sport – Täglich Kultur?





Täglich Kultur und Denken üben - als Politiker, Manager, Banker. Wie würde das unsere Welt verändern?

Einer tat es, und veränderte sein Land: Friedrich der Große. In der wirklich sehr (auch für Nicht-Geschichts-Spezialisten!) interessanten Ausstellung "Friederisiko“ im Neuen Palais in Potsdam kann man unter anderem erfahren, wie er aussah,

sein Tagesablauf*:

5:30 Aufstehen
Bis 8:00 Arbeit an Unterlagen, Briefen etc., nebenher Frühstück
8:00-8:30: Flöte spielen
8:30-11:00 weiter "Büro-Arbeit"
11:00-12:00 Ausreiten
12:00-16:00 Essen mit Freunden
Ab 16:00: Briefe abzeichnen, die über den Tag geschrieben worden waren
Dann: 2 Stunden Dichten, Lesen, private Korrespondenz
Dann: 1 Stunde Konzert (von ihm persönlich gespielt)
21:30 ins Bett (ja, kein Abendessen!)

Ihr habt euch nicht verlesen,
Fazit: Friedrich der Große, täglich:

Halbe Stunde Flöte Üben
Eine Stunde Fitness
Zwei Stunden Lesen, Denken, private Briefe
Eine Stunde Konzert geben

Und ja: Seine diplomatischen Repräsentationspflichten und das große Hof-Halten musste er nicht selbst erledigen. Das durfte die Königin im Herzen Berlins erledigen, während er schön in Sanssouci ausritt.

Aber auch wenn wir dies (als zu weit führend) nicht weiter beachten, stellt sich die Frage:

Wie viel von dem Weitblick, den Neuerungen und klugen Entscheidungen verdankte der König und letztlich sein Land dem Umstand, dass er sich ständig in allen möglichen Gebieten weiter bildete, sich Zeit zum Nachdenken nahm, zu philosophischen Brieffreundschaften, und für die Musik?

Na klar, heutzutage haben wir für so was keine Zeit. Und eine Kanzlerin ist nur auf Zeit gewählt, da kann sie vorher und nachher noch genug lesen.
 
Oder?
Viele unserer Politiker sind ihr Leben lang auf der politischen Bühne. 
Und Manager oder Banker ist man doch auch meist sein ganzes berufliches Leben, nicht?

JanaBlog-Frage dürfte hier also sein: Reicht es, dass wir vielleicht immerhin bis zum Abschluss unserer Ausbildung lasen, malten, Musik machten, nachdachten– und während des Berufslebens keine Zeit mehr dafür haben?

Beispiel: Vor 10-15 Jahren wurden noch regelmäßige Besucher von Fitnessstudios belächelt. Aber allmählich haben alle begriffen: physische Leistungsfähigkeit müssen wir uns ständig "er-trainieren".

Werden wir eines Tages auch Kunst und Kultur als ständiges Training in unseren Alltag einführen - einfach weil wir eines Tages herausfinden, dass es uns zu mehr Kreativität, besseren Bewältigung der Komplexität unserer Welt, empathischerem Vorgehen befähigt?



Friedrich der Große scheint jedenfalls einiges richtig gemacht zu haben mit seinem Musizieren, Lesen und Nachdenken: Die Menschen sind ihm immerhin noch immer so dankbar, dass auf seinem Grab - wie im Foto zu sehen - immer noch frische Kartoffeln** und hingebungsvolle Briefe vorzufinden sind:

















* Notiert aus der Ausstellung Friederisiko (Tagesplan durfte nicht fotografiert werden)
** Deren Anbau er in seinem damals armen Land einführte.

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